Temedauí - die verzauberte Stadt
Die Alten sagten - und das ist sicher heidnisch, weil sie damals noch nicht getauft waren - dass es hier ein Loch mit dem Namen Temedauí gibt, das weit nach unten geht. Temedauí, das verzauberte Land.
Es befindet sich unter Santa Isabel do Rio Negro. Von Weitem sieht es aus wie eine Stadt. Es gibt Straßen, Häuser, alles aus Stein, wirklich aus Stein. Und man sieht da Menschenspuren.
Das sagt die Geschichte, die die alten Leute, die Pagés, die Medizinmänner, erzählen. Sie sagen, dass es hier ein Loch gibt…
Das sind die Zaubereien von hier…
Genau da drüben gibt es einen Stein in Form eines Botos. Boto bedeutet wörtlich: derjenige, der im Fluss auf dem Wasser schwimmt. Wahrscheinlich sind auch das Verzauberungen. Ich weiß nicht, was für Geheimnisse dort verborgen sind.
Man geht hier in das Loch hinein und landet dort in dieser Stadt, in der verzauberten Stadt, die Temedauí heißt. Es ist wunderschön da, wirklich wunderschön. Man sieht die kleine Stadt, die sauber und einladend ist… Man sieht Häuser, in denen alles, was man braucht, vorhanden ist… Viele Leute sind schon dort verschwunden. Ich weiß nicht, was es dort für Mysterien gibt.
Aber mit Sicherheit gibt es etwas auf diesem Land hier.
Es wäre gut für uns zu wissen, was hier los ist. Manchmal tauchen irgendwelche Krankheiten auf.
Die Haut schwillt an, das Löchlein schwillt an. Besonders wenn die Mädchen zwölf, dreizehn, vierzehn Jahre alt sind und die erste Menstruation bekommen, wenn sie sich zu Frauen entwickeln, dann greifen die Zaubereien hier an.
Hier, gleich hier, gibt es auch ein Loch. Ich glaube, wenn man da Wasser hineingießt, dann fließt es durch. Und ich weiß nicht, wo es landet. Sicher irgendwo da drüben. Irgendwo. Aber es gibt auch die Geschichten von den Zaubereien.
Früher gab es noch viele Medizinmänner. Und es war ein Medizinmann, der entdeckte, dass hier ein Loch ist, das bis zu der mysteriösen Stadt durchgeht.
Erzählt von Bento dos Santos am 5. Oktober 2000 in Maria Bethania am Rio Negro