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amazonas - die geschichten

Am Anfang gab es ein einziges Dorf im Wald, in dem zwei Brüder lebten. Die beiden Brüder hießen Suyirina und Uyutimariue. In dem Stamm lebte auch ein Mann namens Periporiue.

Suyirina bedeutet "der gute Schütze", Uyutimariue "der schlechte Schütze". Und Periporiue heißt "der Mondmann".

Die Familie der zwei Brüder hatte niemals das Glück, ein Kind groß zu ziehen. Alle Kinder, die geboren wurden, verschwanden oder starben. Der Stamm der zwei Brüder konnte deshalb nie erstarken. Eines Tages, als wieder ein Sohn Suyirinas starb, zog der Stamm weg aus der Gegend, in der es so viel Tod gab.

Alle hatten die Gegend verlassen, nur einer war geblieben, um die Stelle, an der das Kind verbrannt wurde, zu bewachen.

Eines Nachts sah er diesen Mann, der bei ihnen lebte, aus dem Mondlicht hinabsteigen zu dem Ort, an dem das Kind Suyirinas verbrannt worden war. Und dann hörte er, wie der Mondmann zu sich sagte: Obwohl ich selbst dieses Kind gegessen habe, werde ich die Überreste seiner verbrannten Knochen suchen.

Der Mann aus dem Stamme Suyirinas hörte und erkannte die Stimme und er war sehr überrascht und erschrocken, als er erfuhr, dass dieser Mann ein Menschenfresser war.

Noch in der gleichen Nacht - im selben Augenblick- packte er vorsichtig seine Hängematte, verließ den Ort und machte sich auf den Weg zu Suyirina. Er lief die ganze Nacht durch und kam bei Tagesanbruch an.

Er schrie Alarm, dass er den Mörder des Stamms von Suyirina gefunden hatte. Alle waren ganz verstört und wollten wissen, was geschehen war. Daraufhin erzählte er, dass er Periporiue gesehen hatte, und dass er derjenige war, der die neugeborenen Kinder tötete. Jetzt fiel erst auf, dass Periporiue den Stamm nicht begleitet hatte und im alten Dorf geblieben war.

Die beiden Brüder begannen auf der Stelle ihre Pfeile für die Rache vorzubereiten. Um keine Zeit zu verlieren, machten sie sich sofort auf, um die Flucht des Mannes zu verhindern.

Als sie im alten Dorf ankamen, stand der Mann auf dem Dach des Hauses. Sie sahen, dass er eine Verbindung zum Himmel, einen unsichtbaren Weg ins Universum hatte.

Sie kamen vorsichtig näher, aber er zog sich zurück, sah sie an und rief: Periporiue! Und damit bekannte er sich als der Mondmann. Er begann sich vom Dach des Dorfes fortzubewegen und langsam aufzusteigen, ganz langsam.

Der ältere Bruder Uyutimariue fragte Suyirina erschreckt: Bruder, darf ich als erster meine Pfeile auf ihn schießen? Der Jüngere ließ ihn und Uyutimariue begann einen Pfeil nach dem anderen abzuschießen. Doch sie trafen nur das Dach oder stießen gegen das Holzwerk des Hauses. Unbeeindruckt davon entfernte sich der Mondmann weiter. Immer mehr Pfeile schnellte Uyutimariue ab, doch alles war umsonst. Entweder blieben sie am Baum hängen oder stießen gegen das Holz oder sie trafen eine Liane, sogar die Bogensehne riss. Die Pfeile des älteren Bruders gingen zu Ende, und der Mondmann war noch immer nicht getroffen und stieg immer weiter auf, die Brüder fest im Blick.

Da geht er, er verschwindet schon, rief verzweifelt der Ältere. Jetzt nahm Suyirina in aller Ruhe einen Pfeil und legte ihn an die Sehne.

In dem Moment, als der Mondmann die Tür zum All öffnete, um den Himmel zu verlassen, spannte Suyirina

den Bogen bis zum Brechen, und schnellte pfüiiiiiiiiiii... den Pfeil ab.

Der Mondmann, gerade durchschritt er das Tor zum Universum, wurde mit sicherem Pfeil ins Herz getroffen. Brust und Herz platzten, das Blut spritzte und er schrie: Periporuie. Er spie sein Blut in die Luft und benässte die ganze Welt damit.

Das Blut des Mondmannes fiel in den Wald und es entstanden viele Stämme mit verschiedenen Sprachen. Wo es entfernt vom Stamm der zwei Brüder niederging, auf der anderen Seite der Welt, da entstanden die Napre, die weißen Menschen.

Danach begannen Kriege zwischen den Stämmen, und der Stamm der zwei Brüder wurde vernichtet. Doch die ganzen Welt begann sich zu bevölkern.

Es kamen die Yanomamis und die Napres und viele andere Stämme, mit vielen Sprachen, mit verschiedenen Sitten und Gebräuchen.

So sind wir, die Yanomamis und die Napres, die Weißen, auf die Erde gekommen und wir alle sind Blut des Mondes.


Erzählt von Julio Goes Pinto Ronsowe am 9. Oktober 2000, in seinem Haus in Aldeia am Rio Maturaca