TANZEN ODER STERBEN
Als Onoruame die Welt erschuf, geriet ihm die ERDE etwas zu weich. Deshalb tanzen die Rarámuri auf ihr, um sie festzustampfen und so für die Menschen bewohnbar zu machen.
Die mit dem Einverständnis und der Hilfe der Rarámuri in der Sierra Tarahumara gewonnenen ERDEN stammen von Plätzen, an denen die Rarámuri die ganze Nacht tanzen, um sich bei Onoruame, der Mutter und Vater zugleich verkörpert, für Regen und Ernte zu bedanken und für die Wohlfahrt der Menschen, der Tiere und der ganzen Natur zu bitten.
Von dort stammt auch das WEISS und das ROT, mit dem sich die Matachines, wie die Tänzer genannt werden, bemalen und das für die Malereien in Höhlen und Kirchen verwendet wird.
Eine andere ERDE wurde von einem Platz entnommen, an dem die Läufer der Rarámuri Kraft schöpfen. Die Wettläufe der Rarámuri finden mehrmals im Jahr über mehrere Tage statt. Dabei werden oft Strecken von bis zu 200 km durch die zerklüfteten Hochebenen und unzugänglichen Schluchten zurückgelegt. Dazu treiben die barfüßigen oder Sandalen tragenden Läufer auch noch einen hölzernen Ball vor sich her. Von daher bekam dieses Volk auch seinen Namen - TARAHUMARA, was eine Verballhornung des Rarámuri-Worts für Läufer ist.
Weitere ERDEN wurde bei den weit verstreuten Blockhäusern der Rancherieas und in den Höhlen entnommen, in denen manche Rarámuri heute noch leben und in die sich andere in sehr kalten Wintern zurückziehen.
Das Volk der Rarámuri kam vor ca. 20.000 Jahren über die Behring-Straße nach Mittelamerika. Vor ca. 2000 Jahren wurden sie auf dem Gebiet des heutigen Bundesstaates Chihuahua sesshaft. Als vor 400 Jahren die Spanier auf der Suche nach Gold und Silber nach Mexiko, kamen verdrängten sie die Rarámuri vom besten Weideland und den ertragreichen Feldern. Die dadurch entfesselten Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Die meisten Rarámuri flüchteten daraufhin ins Gebiet der schwer zugänglichen Barranca del Cobre, den Kupferschluchten. Dort leben sie noch heute und versuchen ihre ursprüngliche Kultur zu bewahren.