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Nihil enim utilius sale et sole


Vor Jahrmillionen wärmte sich unter dem ozonenen Schutzmantel die Haut der Erde. In den Wassern schwammen Urstoffe, mit ihnen auch gelöste Salze. In ihr strenges Kristallgitter gegürtet, umschwirrten die Salzionen ihren Kern, wurden von den Urwassern gespalten und drangen an allen durchlässigen Stellen des Globus in sich auftuende Spalten ein. Im Wasser beweglich, sammelte sich das Salz der Welt in den Rinnsalen des Erdregens. Es stürzte Klüfte herab, durchmaß hartes Gestein, bildete unter den Gebirgsmassen Solen und gelangte wieder an seinen Ursprung: das Meer. Im Wasser unsichtbar, an der Sonne kristallin hartleuchtend, bestehen die Salze der Erde aus zwei Wesenselementen, die auch alles andere Leben beeinflussen. Ein metallischer Anteil läßt das Salz hart erscheinen, ein organischer Anteil verströmt den kühlen Geruch des Lebendigen, zu einer Gitterstruktur verfestigt, die sich bei Berührung mit Wasser auflöst. Ob weit draußen im Meer, ob tief verborgen unter Gestein, ob in uns atomisiert - Salz beherrscht alle Organismen, haucht ihnen Leben ein und nimmt Leben, kommt es im Übermaß vor.

In jedem einzelnen Salzkorn existiert die komplexe Struktur des Lebens, es finden sich im Aufbau des Kristallgitters Härte und Fließendes zugleich. Anionen und Kationen beherrschen jedes einzelne Salzkorn, das in sich abgeschlossen mit der Erde nicht in Kontakt gerät, bis Wasser zu seiner Auflösung beiträgt und Vermischungen erdiger und wässriger Elemente herbeiführt. Dem Gekörnten, Klumpigen von graublauweißgrünschimmriger Farbe entströmt der Geruch der Weite, der Kühle, der Ferne. Salz ist die Sonne der Erde - die Alten sprachen von seiner Kühle, seiner Macht, seiner Fähigkeit, Leben zu ermöglichen, zu erhalten und verglichen das Salz mit der glühenden Hitze des fernen, lebenspendenden Gestirns - der Sonne. Tief im Gestein bewahrt es seine weißschimmernde Kraft, die sich in den Wassern dieser Erde und zu neuen Molekülen formiert. Salz verändert die Erde, ohne daß es sich selbst verändert, Salz verändert die Farbe der Erde, ohne selbst Erdfarbe anzunehmen. Im Kreislauf der Dinge ist es der Grundstoff, aus dem Wachstum entsteht. Nihil enim utilius sale et sole (Nichts ist so wichtig wie Salz und Sonne)


Sabine Krebber